Arthrose einfach erklärt – für Patientinnen und Patienten
Herzlich willkommen zu unserem Arthrose-Handbuch für Patientinnen und Patienten. Hier finden Sie wertvolle Informationen im Umgang mit Arthrose, insbesondere mit Arthrose im Knie – der Gonarthrose. Die Darstellungen basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und der europäischen Leitlinie S3 Gonarthrose , die wir für Sie zusammengetragen haben. So bekommen Sie angesichts der unzähligen Therapieangebote auf dem Markt eine klare Orientierung, welche Lebenssituation auf Sie am ehesten zutrifft und welche Therapiemöglichkeit erfolgversprechend sein kann.
Die hier präsentierten Informationen stützen sich auf den neuesten, uns bekannten wissenschaftlichen Erkenntnissen und werden regelmäßig aktualisiert.
Unser Ziel ist es, komplexe medizinische Sachverhalte rund um das Thema Arthrose verständlich für Sie aufzubereiten. Wir hoffen, dass Ihnen dieses Werk eine wertvolle Hilfe im Umgang mit Ihrer Erkrankung bietet und dazu beiträgt, Ihre Lebensqualität zu verbessern.
Ihr Martin Penckwitt und Rene Schiller
Was ist Arthrose?
Arthrose ist eine Erkrankung, bei der der Knorpel im Gelenk nach und nach zerstört wird. Gonarthrose (Gon = Knie) ist der medizinische Begriff für die Kniearthrose.
Bei Arthrose ist häufig nicht nur der Knorpel betroffen, sondern auch andere Teile des Gelenks, wie z.B. Bänder, Knochen, die Gelenkkapsel und die Muskeln um das Gelenk herum.
Die Ursachen der Arthrose sind sehr unterschiedlich. Es können genetische Veranlagungen sein, altersbedingte Veränderungen in der Fähigkeit des Knorpels, sich zu regenerieren, mechanische Belastungen der Gelenke, Stoffwechselprobleme oder lokale Entzündungen.
Arthrose ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft nicht heilbar. Die Erkrankung ist degenerativ. Das bedeutet, dass sie im Laufe der Zeit fortschreitet. Es gibt jedoch Behandlungsansätze, die helfen können, die Symptome zu lindern, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität zu verbessern.
Was ist Gelenkknorpel?
Knorpel überzieht die Enden der Knochen im Gelenk. Er ist ein festes und druckstabiles Gewebe, das keine Gefäße und Nerven besitzt. Er besteht bis zu 60% aus Wasser, zu etwa 5% aus Knorpelzellen (Chondrozyten) und zu 20–40% aus Kollagen. Kollagen ist ein Protein, das in unserem Körper in großen Mengen vorkommt. Es ist ein wesentlicher Bestandteil von Haut, Knochen, Sehnen und Bändern. Kollagen verleiht Struktur, Festigkeit und Elastizität.
Welche Aufgaben hat der Gelenkknorpel in Knie?
Die wichtigste Aufgabe des Gelenkknorpels ist es, Belastungen beim Gehen, Laufen oder Springen zu dämpfen und so Belastungsspitzen zu reduzieren. Ohne Knorpel würden die Knochen in den Gelenken aneinander reiben und größte Schmerzen verursachen. Der Knorpel sorgt für die Gleitfähigkeit der
Gelenkflächen und ermöglicht die schmerzfreie Bewegung der Gelenke. Knorpel hat damit eine wichtige Schutz-, Puffer- und Gleitfunktion.
Wie wird der Knorpel mit Nährstoffen versorgt?
Da der Knorpel keine eigenen Gefäße besitzt, die ihn durchbluten, muss er anderweitig „ernährt“ werden. Dies geschieht durch die Gelenkflüssigkeit.
Der Mediziner spricht auch von der Synovialflüssigkeit. Die Ernährung erfolgt durch Druckänderung auf den Knorpel. Wenn Sie Ihr Gelenk belasten, wird der Knorpel leicht zusammengedrückt und die Flüssigkeit teilweise ausgepresst. Wenn Sie das Gelenk wieder entlasten, wird nährstoffreiche Gelenkflüssigkeit in den Knorpel gezogen, ähnlich wie bei einem Schwamm. Dieses Zusammenspiel von Be- und Entlastung geschieht z. B. beim Gehen: Beim Auftreten auf das Bein wird das Gelenk belastet, in der Schwungphase, also wenn Sie das Bein in der Luft nach vorne bringen, wird es entlastet.
Regelmäßige, schonende Bewegung ist wichtig, um die Knorpelernährung gerade bei Arthrose aufrechtzuerhalten. Durch Bewegung zirkuliert die Synovialflüssigkeit zudem im Gelenk, was ebenfalls zur Nährstoffversorgung des Knorpels beiträgt.
Wo wird die Gelenkflüssigkeit erzeugt?
Die Synovialflüssigkeit wird von der Gelenkmembran, also der Gelenkinnenhaut, produziert. Diese Flüssigkeit enthält Nährstoffe, die für den Knorpel wichtig sind. Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Vitaminen und Mineralstoffen ist, kann dazu beitragen, die Gesundheit des Gelenkknorpels zu fördern. Besonders nährstoffreich für den Knorpel sind Vitamin C (für die Kollagenbildung), Vitamin D (für die Kalziumaufnahme) und Omega-3- Fettsäuren (entzündungshemmend). Zudem ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig, um die Produktion der Gelenkflüssigkeit zu unterstützen und sicherzustellen, dass die notwendigen Nährstoffe effizient in den Knorpel transportieren werden.
Überblick – Ursachen der Arthrose im Knie
Der Knorpel hat eine begrenzte Fähigkeit zur Regeneration. Knorpel unterliegt damit Verschleiß. Er nutzt sich durch verschiedene Faktoren ab. Einige davon können Sie beeinflussen, andere wiederum nicht.
Selbst beeinflussbare Auslöser von Arthrose sind:
- Bewegungsmangel
- Übergewicht
- Überbelastung
- einseitige und ungesunde Ernährung
Nicht beeinflussbare Auslöser von Arthrose sind:
genetische Veranlagung und angeborene oder erworbene Fehlstellungen, z. B.
- X-Bein- und O-Beinstellung (Achsabweichung)
- Beinlängendifferenz
- schwache Muskulatur
- Alter
- Knorpelverletzungen
andere Erkrankungen, wie z.B.
- Entzündungen
- Stoffwechselerkrankungen.
Zudem ist belegt, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Insbesondere die Menopause kann hormonelle Veränderungen bewirken, die zur Abnahme der Knorpelqualität führen können.
Ursachen der Arthrose – einfach erklärt
Bewegungsmangel:
Wie oben dargestellt, erfolgt die Ernährung des Knorpels durch das Zusammenspiel von Be- und Entlastung. Ohne Bewegung „verhungert“ der Knorpel.
Übergewicht:
Kann ein Auslöser für Arthrose sein, weil der Knorpel permanent einem zu hohen Druck ausgesetzt ist. Dies führt dazu, dass die Gelenkflüssigkeit in der Kollagenschicht nicht mehr in vollem Umfang ausgetauscht wird und zu wenig nährstoffhaltige Flüssigkeit im Knorpel gespeichert wird. Durch dauernden Druck und Unterernährung verliert der Knorpel an Elastizität und Stabilität. Er verschleißt damit früher. Anzustreben ist ein Body Maß Index von (BMI) von unter 25. Der BMI setzt die Körpergröße in Relation zum Körpergewicht und kann mithilfe des ermittelten Wertes eine Aussage über das gewichtsbedingte Arthroserisiko geben.
Überbelastung:
Ähnlich wie bei Übergewicht kann auch eine wiederholte, übermäßige Belastung der Gelenke durch körperliche Aktivitäten, die die Gelenke stark
beanspruchen, den Knorpel abnutzen. Dies ist häufig bei Menschen, die Sportarten mit intensiven Bewegungen (z. B. Fußball, Tennis, Gewichtheben) oder berufliche Tätigkeiten ausüben, bei denen Gelenke stark beansprucht werden, der Fall.
Einseitige und ungesunde Ernährung:
Um ausreichend Knorpelflüssigkeit zu produzieren und den Knorpel nährstoffreich zu versorgen, ist neben einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr
(empfohlen werden bei einem Erwachsenen mindestens 1,5 Liter Wasser pro Tag) auch eine gesunde und ausgewogene Ernährung wichtig. Dazu zählen viel frisches Obst und Gemüse.
Genetische Veranlagung:
Neben angeborenen Fehlstellungen kann die Veranlagung zur Arthrose auch genetisch bedingt sein. Wenn Arthrose in Ihrer Familie vorkommt, haben Sie möglicherweise ein höheres Risiko, die Krankheit zu entwickeln.
Alter:
Der natürliche Alterungsprozess ist eine der Hauptursachen für den Abbau von Gelenkknorpel. Mit zunehmendem Alter verliert der Knorpel nach und nach seine Fähigkeit zur Regeneration und wird anfälliger für Verschleiß.
Verletzungen als Auslöser:
Wird die Knorpelstruktur verletzt (z. B. durch Gelenkverrenkungen oder Brüche), kann es zu mikrotraumatischen Veränderungen im Kollagengerüst kommen. In der Folge kommt es zu Ausschwemmungen der Flüssigkeit, die sich im Knorpel befindet. Der Knorpel verliert an Elastizität und Gleitfähigkeit. Durch traumatische Einflüsse können auch ganze Knorpelteile abgelöst werden. Diese Stellen sind dann häufig der Ursprung der Arthrose.
Woran merke ich, dass ich Arthrose habe?
Der Knorpelabbau in den Gelenken beginnt oft schleichend und schmerzfrei. Erst in späteren Stadien treten Schmerzen und Funktionsbeeinträchtigungen auf. Für Arthrose im Knie sind sog. Anlaufschmerzen charakteristisch. D. h., dass Schmerzen beim Loslaufen nach längerem Stehen oder beim Aufstehen nach längerem Sitzen bzw. Liegen auftreten. Auch am Morgen fühlt sich das Knie häufig steif und unbeweglich an.
Ein anderer, typischer Arthroseschmerz ist der Belastungsschmerz: Er tritt bei akuter Überbelastung des Kniegelenks auf, z. B. beim Tragen schwerer Lasten oder beim Treppengehen. Bei einer starken Arthrose treten die Schmerzen auch in Ruhe auf. Das Knie fühlt sich dann oft dumpf an. Die Schmerzen können zeitweise sehr stark sein. Das Kniegelenk kann druckempfindlich werden oder es kann sich anfühlen, als ob es wegknickt (Gefühl von Instabilität). Letzteres passiert, wenn das Knie weniger bewegt wird und dadurch Muskeln und Bänder zusätzlich geschwächt sind.
Je nachdem, welcher Teil des Knies betroffen ist, kann die Innen- oder Außenseite schmerzen. Wenn der Bereich unter der Kniescheibe betroffen ist, schmerzt es vor allem beim Aufstehen von einem Stuhl. Manchmal tritt Arthrose in Schüben auf. Dann nehmen die Schmerzen plötzlich zu. Diese fühlen sich stechend, pulsierend oder brennend an. Das Knie kann auch vorübergehend anschwellen und warm werden. Mediziner sprechen dann auch von einer aktivierten Arthrose. Mehr dazu gleich.
Früherkennung und die Anwendung von Präventivmaßnahmen, wie gesunder Lebensstil, Gewichtsmanagement und regelmäßige Bewegung, sind von großer Bedeutung, um das Risiko einer Arthrose zu reduzieren oder ihr Fortschreiten zu verlangsamen.
Was ist der Unterschied zwischen Arthrose und Arthritis?
Bei Arthritis liegt eine Entzündung im Gelenk vor. Jedes Gelenk kann betroffen sein. Die Arthritis geht im Regelfall mit Schmerzen, Überwärmung,
Rötung und Schwellung einher. Die Ursachen der Arthritis können vielfältig sein. Sie kann auf einer Infektion, einem autoimmunen Geschehen (z. B. Rheuma) oder einer Gelenkentzündung bei einer Stoffwechselerkrankung (z. B. Gicht) beruhen. Eine Sonderform ist die sog. aktivierte Arthrose.
Bei der aktivierten Arthrose kommt es durch verschleißbedingte Veränderungen im Gelenk zu Schäden. Dabei ändert sich die Oberfläche des Knorpels. Sie wird rauer, Teile des Knorpels können herausbrechen, bis zum großflächigen Verlust. Die Bewegungen verlaufen nicht mehr „glatt“ und reibungslos. So bilden sich z.B. störende, kleine Knochenanbauten (Osteophyten), die an der Gelenkinnenhaut reiben. Der Körper reagiert auf die entstandenen Schäden mit einer Entzündung. Er startet Reparaturvorgänge und löst Schmerzen aus, damit der betreffende Körperteil geschont wird.
Symptome einer Arthritis:
- Durch die vermehrte Durchblutung wird das Gelenk warm und rot.
- Neben einem dauerhaften Belastungsschmerz können insbesondere auch Schmerzen in Ruhe, z. B. in der Nacht, auftreten.
- Das Knie wird als steif und geschwächt empfunden.
Wichtig ist, vor der Behandlung der Arthrose zunächst die Entzündung abheilen zu lassen. Dazu ist es notwendig, das Gelenk wenig zu belasten.
Sie möchten mehr über die Therapiemöglichkeiten bei Arthrose erfahren?
Arthrose ist eine fortschreitende Erkrankung, die nach derzeitigem medizinischem Stand nicht heilbar ist. Ist der Knorpel verschlissen, kann er nicht auf natürliche Weise wieder aufgebaut werden. Dennoch können einige Maßnahmen ergriffen werden, die das Voranschreiten verlangsamen und die Lebensqualität wieder steigern. Was wirklich hilft lesen Sie hier.